Magie der Düfte

Düfte besitzen eine magische Macht. Als edle Parfüms in luxuriösen Flakons konzentriert, beeinflussen sie unsere Gefühle und Zuneigung zu anderen Menschen, entfesseln Leidenschaften und forcieren unendliches Verlangen. Wie lenken diese wohlriechenden Essenzen unsere Stimmungen und unser Handeln? Und wer weiß um die Geheimnisse ihrer Komposition?

Was Düfte in der Literatur zu bewirken vermögen, wissen Leser spätestens seit Patrick Süßkinds ‚Das Parfüm‘. Dass sie auch im realen Leben die Gefühle von Menschen bestimmen, beweist eine Studie von Wissenschaftlern der Northwestern University of Chicago. Sie zeigten den Testpersonen Porträts unter Einfluss verschiedener Gerüche. Diese fanden dieselben Gesichter unsympathischer, wenn sie dazu einem unangenehmen Geruch ausgesetzt waren und sympathischer unter Einfluss von angenehmen Düften. Das heißt, diese Emotionen werden durch Düfte hervorgerufen, denn die Gerüche landen als Sinneseindrücke schnurstracks im limbischen System: Das ist der Ort im Gehirn, an dem unsere Gefühlswelten organisiert werden.

Parfümeure komponieren die Düfte

In Bewerbungsgesprächen punkten Aspiranten, die einen frischen Duft tragen: durchweg werden sie als gepflegter, intelligenter und kompetenter eingeschätzt. Deshalb sollte man sich stets mit Bedacht an die Auswahl des richtigen Parfüms heranschnuppern. Doch ganz gleich, ob Ihnen ein Duft steht oder nicht, verantwortlich für seine Kreation ist stets ein Parfümeur, der wie ein Komponist einen Duft aus den unterschiedlichsten Einzelnoten und Akkorden zusammensetzt und sie zu einem harmonischen Ganzen formt. Das dauert seine Zeit, wie beispielsweise der Schweizer Thierry Wasser, Chef-Parfümeur von Guerlain in Paris, erst kürzlich in einem Interview betonte: „Manchmal dauert es einige Monate, bis ich einen neuen Duft kreiert habe, manchmal auch einige Jahre. Aber in den meisten Fällen benötige ich etwa 12 Monate für die Herstellung eines neuen Dufts.“

Parfüms gründen auf Jahrtausende alte Traditionen

Seit Jahrtausenden wollen Menschen besser duften als ihr Körpergeruch oder zumindest anders. Weshalb man bereits im alten Ägypten kostbare Duftstoffe aus Harz, damit eine der ältesten Duftfamilien überhaupt, verwendete, um den Körper zu parfümieren. Doch der entscheidende Schritt in der Parfüm-Herstellung gelang im elften Jahrhundert dem persischen Arzt und Gelehrten Abd Allāh ibn Sīnā, bei uns bekannt unter seinem latinisierten Namen Avicenna. Er erfand das revolutionäre Prinzip der Destillation, indem er Rosenblüten die Duftstoffe entzog und sie an Wasser weiterleitete.

Vom Destillations- zum synthetischen Verfahren

Auf der genialen Destillations-Idee von Avicenna basiert bis heute die Produktion der natürlichen Duftöle, die zu den Grundstoffen vor allem floraler Düfte gehören. Gleichwohl wird aktuell meist die günstigere Methode der Extraktion eingesetzt, bei der mit Hilfe flüchtiger Lösungsmittel wie Äther oder Butan den Blüten ihre Duftstoffe entzogen werden. Dieses Verfahren arbeitet mit niedrigeren Temperaturen und zerstört somit weniger Riechstoffe. Hingegen werden die duftenden Zitrusöle aus den Schalen der Früchte durch das Expressionsverfahren herausgepresst.

Natürlich arbeiten die Dufthersteller mittlerweile mit einer Vielzahl von synthetischen Duftstoffen, die gerade aus Tierschutzgründen wichtig sind. Einen Pottwal etwa wegen seines früher heiß begehrten Ambras, einer beliebten Basisnote in Duftkompositionen, zu jagen, ist heute unvorstellbar. Und selbst geschulte ‚Nasen‘, wie die Parfumeure branchenintern bezeichnet werden, haben kaum Chancen, das Original von der synthetischen Variante zu unterscheiden.

Je komplexer der Duftablauf, desto besser das Parfüm

Parfüm besteht aus einem Gemisch von Stoffen mit unterschiedlichem Flüssigkeitsgrad. Als erstes riecht man nach dem Aufsprühen deshalb die leichtflüchtigen Stoffe. Das sind meist frische Noten, die als sogenannte Kopfnote die Duftkomposition wie eine Ouvertüre eröffnen. Dann entfalten sich die Stoffe mit mittlerer Verflüchtigung, häufig aus Blütenessenzen und bilden als intensivere Herznote das Bouquet oder den Körper des Parfüms. Zu guter Letzt entwickeln sich die Stoffe mit sehr langsamer Verflüchtigung und längerer Haftung. Sie bilden den Fond der Basisnote – eine oft würzig-balsamische Note, die einen Duft wie eine Art Grundton begleitet und ausklingen lässt. Ein gutes Parfüm ist also so aufgebaut, dass sich die Geruchssubstanzen in allen drei Phasen des Duftablaufes wechselseitig
inspirieren und in ihrer Gesamtheit einen harmonischen Duftverlauf ergeben.

Wie trägt man sein Parfüm am besten auf?

Super-Nase Thierry Wasser beantwortet in dem bereits erwähnten Interview diese Frage ganz lässig: „Ein Parfüm sollte in erster Linie Spaß machen. Es gibt keine richtige Antwort, wie man am besten sein Parfüm aufträgt. Wenn es Sie glücklich macht, sprühen Sie es sich in Ihr Haar. Oder auf die Haut. Oder auf Ihre Kleidung – das Wichtigste ist: Sie sollten Spaß dabei haben.“

Klassischer Inhaltsstoff: Vanille

Welcher Duft-Typ sind Sie?

Parfüms sind das ganze Jahr über als exquisites Geschenk beliebt. Doch beim Besuch in den Parfümerien dieser Welt verzweifeln viele Männer und auch so manche Frau. So vielfältig die Düfte, so unüberschaubar die Auswahl. Doch mit Hilfe unseres nachfolgenden Leitfadens können Sie ganz einfach jeden Duft einer der großen Duftfamilien zuordnen: Blumig, Orientalisch, Aromatisch, Holzig, Chypre oder Citrus. Nach der Lektüre können Sie künftig präzise Wünsche wie diese äußern: „Ich suche ein Parfüm mit zitrischer Kopfnote sowie einem ausgeprägten Bergamotte-Anteil. Als Basisnote favorisiere ich Lavendel oder holzige Aromen wie Kiefer. Als Referenz-Parfüm würde ich dabei vielleicht an CK One von Calvin Klein denken, nur ohne dessen ausgeprägte Moschusnote.“

Los geht’s:

Blumige Düfte

Manchmal dominiert das Bouquet einer Blüte. Vielleicht teilt sie sich aber auch die Führungsrolle mit ein oder zwei weiteren dominanten Noten oder geht in einem ganzen Strauß duftender Blumenessenzen auf – und je nach Auswahl der Komponenten wirkt der Duft leicht oder opulent. Unter den blumigen Noten erfreuen sich insbesondere weiße Blüten großer Beliebtheit und werden zum Kennzeichen der sogenannten Fleur-Blanche-Parfüms. Maiglöckchen, Jasmin und Tuberose gehören dazu.

Referenz-Angaben: ein klassischer Duft mit weißen Blüten ist zum Beispiel GUCCI Bloom – mit Rangunschlinger, Jasmin und Tuberose, oder von GUCCI Flora Gorgeous Gardenia mit der Gardenie als zentraler Blütenessenz.

Orientalische Düfte

Zum Basisfond orientalischer Parfüms gehört die warme kulinarische Nuance von Vanille, häufig begleitet von Ambernoten, die sinnliche Ausstrahlung und Haltbarkeit verleihen. Auch Citrusnoten, Nelken, Muskat, Zimt sowie die Duftstoffe Kumarin und das vanilleähnliche Heliotrop sind in den Rezepturen häufig zu finden. Ergänzt durch Sandelholz, Moschus und Weihrauch. Je nachdem, wo der Schwerpunkt im Zutatencocktail liegt, werden verschiedene Untergruppen gebildet.

Referenz-Angaben: Der Gruppe orientalisch-holzig ordnet man Parfums mit holzigen und ledrigen Akzenten zu wie CALVIN KLEIN Obsessed for him. Bei der beliebtesten Variante, den derzeit angesagten orientalisch-floralen Duftnoten, liegt der Schwerpunkt bei Citrus und Blumennuancen wie Rose, Jasmin, Iris, Ylang-Ylang. Klassiker ist hier Jil Sander Sun Eau de Toilette und neu von GUCCI Guilty Eau de Parfum.

Aromatische Düfte

Aromatische Noten gehören traditionell zu den wichtigsten Bestandteilen von Männerdüften. Viele der Ingredienzen könnten aus einem ambitionierten Kräutergarten stammen: Salbei und Rosmarin, Thymian und Koriander, Minze und Basilikum. Hinzu kommt der Lavendel, der jeden Duft mit Frische anreichert und ein Flair von Reinheit verströmt. Aromatische Düfte unterscheidet man in folgende Linien: Fruchtig, Aquatisch, Grün und Holzig, sowie die sogenannten
Fougèrenoten, die zu den Wegbereitern der klassischen Herrenparfüms gehören. Ihr charakteristischer Akkord besteht etwa aus den Duftnoten Lavendel, Bergamotte und Geranium.

Referenz-Angaben: HUGO Man, HUGO Now, GUCCI Guilty Pour Homme Eau de Toilette, BOSS Bottled Unlimited, CALVIN KLEIN Eternity for men, CK be oder Davidoff Cool Water.

Holzige Düfte

Die holzige Duftfamilie basiert auf hochwertigen Hölzern und Nadelbäumen wie Sandelholz, Rosenholz, Zeder oder Olive. Es sind vor allem Männerdüfte, die diese Inhaltsstoffe verströmen, doch auch Frauen greifen vermehrt zu holzigen Duftnoten. In den letzten Jahren haben vor allem Damenparfüms in der Kombination von blumigen und fruchtigen Noten mit edlen Holzaromen an Bedeutung gewonnen.

Referenz-Angaben: BOSS Bottled Infinite oder GUCCI Guilty Cologne ergänzen die balsamischen Akkorde mit Kräuteraromen oder fruchtigen Elementen. Holzig-fruchtig nennt man Parfüms mit einer holzigen Herz- oder Basisnote und einer spritzigen, fruchtigen Kopfnote, wie BOSS Alive. Holzig-moschusartig wird ein Duft dann genannt, wenn weiche, cremige Moschusnoten sich mit dominanten, holzigen Duftnoten treffen, wie bei Lacoste Pour Femme. Holzig-ledrige Duftaromen sind vor allem in Männerparfüms zu finden und strahlen eine warme, intensiv männlich markante Note aus, wie BOTTEGA VENETA pour Homme Eau de Toilette.

Chypre-Düfte

Chypre-Noten finden sich fast ausschließlich bei Damenparfüms. Die Basis der Chypre-Düfte besteht meist aus einer Kopfnote von Zitrusölen wie Bergamotte, Orange, Zitrone oder Neroli. Dazu gesellt sich eine blumige Herznote aus Rosen- und Jasminöl, abgerundet von einer harmonisch-warmen, holzig-moosigen Basisnote aus Eichenmoos und Moschus. Die holzigen Aspekte zaubern die charakteristischen Nebennoten von Patchouliöl, Vetiver oder Sandelholz in den Duft. Man unterscheidet zwischen den drei Chypre-Kompositionen fruchtig, blumig und ledrig.

Referenz-Angaben: BOTTEGA VENETA Eau de Parfum, das mit seinen Noten von Sambac-Jasmin, Pflaume und Ledernoten mit Patchouli zu den typischen chypre-ledrigen Parfüms zählt. Chypre-blumig ist dagegen CHLOÉ Nomade genauso wie JOOP! Wow! for woman Eau de Toilette.

Citrus-Düfte

Citrusdüfte wirken leicht und flüchtig, erfrischend und sportlich, können sich aber auch von ihrer herben, grünen und sogar bitteren Seite zeigen. Es gibt zitrische Damen-, aber auch Herrendüfte. Einige werden aufgrund der anpassungsfähigen Aromen als Unisexdüfte bezeichnet. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nie aufdringlich oder opulent sind.

Referenz-Angaben: Die Klassiker im Bereich der Duftfamilie ‚Citrus‘ sind die Unisex-Parfüms von CK: CK One mit seiner Moschusnote wird als citrisch-moschusartig beschrieben, CK All mit Paradisone und Amberholz als citrisch-ambrierter Duft und CK Everyone mit den Aromen aus blauem Teeakkord und Zedernholz als citrisch-grüner oder citrisch-aromatischer Duft. Zu den citrisch-blumigen Damendüften zählt Jil Sander Sport Woman mit einer energetischen, frischen Grapefruit-Note. Zu den citrus-holzigen Parfüms zählt etwa My Burberry Indigo – mit seiner frischen Kopfnote aus Zitrone; mit Pfefferminze und Eichenmoos ist er ein sehr belebender, spontaner Männerduft.